Durch die eine oder andere Arbeit bin ich beim Arbeiten mit dem Material Papier auf ein sehr wichtiges wie entscheidendes Problem gestoßen. Dieses möchte ich euch gerne genauer aufschlüsseln und meine persönliche Erfahrung und Meinung dazu hier teilen.
Das Bild einer Hochzeit-Variante meiner originalen Figuren Alex und Takashi aus dem Tekken´s next Generation Universum hat mich ein weiteres Mal auf ein Problem hinsichtlich der Wichtigkeit von Papier und deren Seiten aufmerksam gemacht. Zu der Arbeit an sich habe ich übrigens schon einen separaten Beitrag veröffentlicht: AlShi-Hochzeit.
Grobe Seite
Glatte Seite
Leider kam es in der finalen Phase dieser Arbeit erneut wieder mal zu einem Patzer. Dachte ich, das Original auf der richtigen Seite des Papiers übertragen zu haben, beim Kolorieren jedoch feststellen müssen, dass es nicht die gewünschte Erscheinung hatte. Das nehme ich daher gleich zum Anlass, etwas ausführlicher auf die ganze Thematik einzugehen.
Für die Zeichnungen mit Marker benutze ich das Marker Papier von Canson. Der Block beinhaltet 100 Blätter, weißt A4 und A3 Format auf und hat eine Stärke von 70g. Es wird von einigen in der Kategorie Manga oft angeführt oder empfohlen. Es ist schneeweiß und weißt eine sehr glatte Oberfläche auf. Ideal für Alkohol-Marker und Polychromos.
Inzwischen musste ich allerdings merken, dass zwar beide Seiten des Papieres gleich weiß wirken und sich scheinbar auch glatt anfühlen, sie aber erhebliche Unterschiede aufweisen, sobald ich mit meinen Ohuhu-Markern darauf Farbe gebe. Ganz offensichtlich ist die obere Seite, jene die man beim Öffnen des Malblocks begegnet die, welche die beim Kolorieren eher dunkel und härter sowie mehr "gröber" wirkt. Die Rückseite dagegen erscheint mir eher heller, weich und wesentlich "verwaschener". Was und wie ich das genau meine, sollte man an den zwei Beispielen hier im Blog sehr gut erkennen können.
Da ich (zweimal) versehentlich in den Genuss gekommen bin, auf diese verschiedene Wirkung getroffen zu sein, habe ich mich natürlich für mich selbst gefragt, welche Seite denn nun jetzt die richtige, die bessere oder einfach auch für mich persönlich die angenehmere ist, mit der ich in Zukunft arbeiten möchte. Genau so, welche Vor- und Nachteile, also Pro und Kontras jede der beiden Seiten für sich aufweisen kann. Daher habe ich mir mal die Mühe gemacht und hier an der Stelle einige Punkte für euch zusammen gesammelt, die mir persönlich beim Arbeiten der zwei Seiten aufgefallen sind:
Vorderseite
- Oberfläche fühlt sich glatt an, ist aber gröber
- Farben scheinen dunkler
- wirkt insgesamt härter
- Färbung gut verdichtet
- schweres bis kein Verblenden
- schwierig verschmierbar
- trocknet sofort
- weiche Verläufe/Übergänge nicht so einfach möglich
- präzises Führen des Stiftes auf der Oberfläche notwendig
- Stiftführung einfacher
- eher weniger ersichtliche Rückstände
- Keine Korrekturen mittels Blender möglich
- Polychromos geben eher kräftigere Strukturen
Rückseite
- Oberfläche ist glatt
- Farben scheinen heller
- wirkt insgesamt weicher
- Färbung mehr verwaschen
- gutes Verblenden
- leicht verschmierbar
- trocknet verzögert
- Verläufe/Übergänge weich und sanfter
- Stift gleitet über Oberfläche
- Stiftführung schwerer
- eher ersichtliche Rückstände
- Korrekturen durch Blender möglich
- Polychromos verblenden eher
Fazit
Ich persönlich bevorzuge bisher eher die eher glatte und weicher wirkende Seite, als wie die dunkle und verdichtete. Einfach, weil man einfacher wie besser (ver)blenden und verwischen kann. Zudem entspricht das "hellere" eher meinen gewünschten Vorstellungen vom Endprodukt. Allerdings ist es mit der Kolorierung und Strichführung sehr viel herausfordernder als auf der Vorderseite. Ich denke tatsächlich, dass die zweite Seite sich vielleicht auch eher für Entwürfe (durch das leichte und schnelle gleiten des Markers über das Papier) sehr gut machen ließe und die zweite Seite für das Endprodukt (da man hier präziser und genauer ausmalen muss).
Trotzdem bin ich im Zwiespalt, da es sich die Farbe einfach besser verdichtet auf der vorderen Seite, als hinten. Es ist schwierig, auf der glatten Oberfläche so auszumalen, dass man keine Flecken, Punkte oder Streifen der Stiftführung mehr sieht. Es hat beides seinen Charme.
Was mich aber mehr zu schaffen machen und sich bisher leider auch echt als ein Problem herausgestellt ist, dass ich vorab (außer wenn ich eine Seite aus dem Block frisch herausgetrennt habe) nicht erkennen kann, welche Seite jetzt welche ist, ohne es darauf probiert zu haben. Ich sehe noch fühle ich wirklich einen Unterschied. Obwohl die Vorderseite diese Stifte ganz anders (also gröber) aufnimmt, ertastet es sich aber nicht gröber. Ganz anders, als wie wenn ich zwischen diesem Papier und zum Beispiel Aquarellpapier wechseln würde. Das ist ärgerlich, wenn ich in all dem Durcheinander schon mir ein Blatt zurecht gelegt hatte, es aber dann doch nochmal verlegt und verschoben wurde und ich dann dabei eventuell auch die Seite verdreht habe. Ich hatte deswegen schon einige sehr frustrierende Momente.
Im Übrigen gibt es für die Vorderseite des Papiers noch ein gutes Beispiel: Magical-Nins im Bambuswald. Da habe ich auch damals versehentlich die "falsche" Seite genommen, hab dem aber da noch nicht so viel Beachtung geschenkt gehabt wie jetzt.
Das bringt mich noch zu einem letzten Punkt, den ich hier an der Stelle unbedingt noch erwähnt haben möchte. Ich denke, es gibt keine richtige oder falsche Seite. Der Künstler selbst muss wissen wie und worauf er am liebsten malt und mit was oder wann. Manchmal ist auch das Motiv oder der Einsatz für das Bild am Ende ausschlaggebend. Natürlich sollte er das Verhalten beim Zusammenwirken von Werkzeug und Material auf jeden fall lernen und irgendwann auch kennen. Das vereinfacht vieles und erspart viel unnötige Aufwände oder zusätzlichen Stress. Für Bilder als Cover erscheint mir die harte und eher dunklere Seite daher inzwischen gar nicht so verkehrt. Die Farben sind da schön kräftig und es ist auch einfacher "lückenloser" oder gar ohne unangebrachte Rückstände von Strichführungen auszumalen. Am Ende ist es aber vermutlich alles eine Frage des Übens.